Die meisten Mütter und Väter die ich in meinen vielen Berufsjahren kennenlernen durfte lieben ihre Kinder von ganzem Herzen. Sie möchten ihren Kindern so viel Gutes tun wie nur möglich und ihnen das Leben leicht und glücklich machen.
Jeder von ihnen bringt verschiedene eigenen Kindheitserfahrungen mit. Einige sind selbst wohlbehütet groß geworden und haben viele Dinge ausprobieren dürfen. Andere sind verwöhnt und mit Liebe überschüttet worden. Jede Entscheidung ist ihnen abgenommen worden. Diese Mütter und Väter stehen oft desorientiert ihrem eigenen Kind gegenüber, wenn die Kleinen plötzlich stets hemmungslos fordernd vor ihnen stehen. Alles geht auf einmal nicht so leicht von der Hand, wie man es sich vorher immer erträumt hatte. Trotz aller Liebe ist man nun in vielen Alltagssituationen ratlos und hilflos. Dann gibt es Eltern die wenig Zuwendung oder Schweres in ihrer eigenen Kindheit erfahren haben und sicher wissen, dass sie es bei ihren eigenen Kindern anders machen wollen.
Schnell wird im Familienalltag klar das unsere Liebe allein nicht ausreicht, damit unsere Kinder zu starken, selbstbewussten und glücklichen Menschen heranwachsen können. Jede Mutter und jeder Vater wird mal an den Punkt geraten wo er/sie das Gefühl hat alles falsch zu machen. Wie gehe ich mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe um? Es gibt Situationen in denen Eltern sich vor allem bei jüngeren Kindern bis zur körperlichen Erschöpfung für ihr Kind abquälen. Trotzdem ist das Kind unzufrieden, quengelig und in seinen Ansprüchen unersättlich. Manchmal braucht man zu diesem Zeitpunkt eine neue Perspektive. Unterstützung findet ihr in meinem Coaching-Angebot
Hier kann der Leitsatz von Maria Montessori eine gute Erziehungshilfe leisten: "Hilf mir, es selbst zu tun." Schon kleine Kinder haben das Bedürfnis und die Fähigkeit viele Dinge selbst zu tun. Vor allem Kinder die noch nicht sprechen können werden von uns Erwachsenen oft unterschätzt. Ihr Fähigkeiten reichen oft weiter als gedacht.
Kleine Kinder in ihrer Selbstständigkeitsentwicklung zu begleiten ist nicht immer leicht. Bei vielen Handlungen müssen wir auf unser gewohntes Arbeitstempo verzichten und den eigenen Perfektionismus beiseite schieben. Eine Mutter erzählte: " Wenn Lilly (17 Monate) mithilft den Geschirrspüler auszuräumen brauchen wir dafür drei mal so lange. Aber jedesmal freue ich mich wie geschickt sie mit ihren kleinen Händen das Trinkglas ganz vorsichtig auf ihren Kindertisch stellt, damit ich es anschließend in den Schrank räumen kann. Die Plasikschüsseln stapelt sie mittlerweile schon ganz allein und räumt sie in die Schublade." Lassen wir uns also immer wieder darauf ein wird unsere Geduld Früchte tragen. Die Kinder sind so beschäftigt und werden weniger an unserem "Rockzipfel" hängen. Durch ihre immer wieder neu erworbenen Fähigkeiten wächst ihre Selbstständigkeit. Die Kinder werden kreativer, spielen entspannter und sind ausgeglichener. Sorgen wir als Erwachsene dafür das Kinder viel tun können, dann müssen sie nicht gelangweilt an uns herumhängen und um Aufmerksamkeit bitten.
Besonders in der Entwicklungsphase vom Baby zum Kleinkind stehen uns endlose Möglichkeiten in unserem alltäglichen Bereich zur Verfügung. Alle Tätigkeiten im Haushalt sind ein unendlicher Spiel- und Lernbereich für Kinder. Mit großer Freude werden sie z.B. Wäsche sortieren, mit Lappen und Feger handtieren, Pflanzen gießen, beim kochen helfen uvm. Gewähren wir dem Kind hier den Nährboden und die Unterstützung wo es interessiert und motiviert ist, dann wird es kompetent und zufrieden werden. Die eigene Spiel- und Schaffensfreude entsteht. Dadurch fallen dem Kind auch neue Verwendungsmöglichkeiten für seine eigenen Spielsachen ein und es spielt im Laufe der Zeit immer kreativer und konzentrierter. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, bei unzufriedenen Kindern, die ständig ihre Tricks anwenden um unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen, sich mehr einfallen zu lassen. Wie können wir die Kinder mehr in Alltagsaufgaben einbinden? Durch gemeinsames Tun entstehen Freude und Erfolgserlebnisse und die Kleinen entwicklen daraus Selbstvertrauen und Zufriedenheit.
"Tom (20 Monate) kann schon richtig schnell rennen, fürs anziehen hat er aber wenig Geduld. Jeden morgen hat Papa einige Schweißtropfen auf der Stirn bis der kleine Mann seine Unterwäsche und das T-Shirt angezogen hat. Da hat Tom die Hose geschnappt und rennt kichernd davon. Papa findet das gar nicht lustig, denn eigentlich müssen sie in zehn Minuten los um pünktlich in der Kinderkrippe zu sein. An dieser Stelle beginnt der allmorgendliche Machtkampf zwischen Vater und Sohn.
Nach einem Gespräch in unserer Bewegungsspielgruppe geht der Papa an einem weiten Morgen einen anderen Weg. Wie fast jeden Tag rennt Tom auch heute wieder mit seiner Hose davon und wirft diese in die Ecke. Heute bleibt der Papa ganz ruhig und holt die Hose aus der Ecke. Danach nimmt er Simon den großen Lieblingsbären von Tom und zieht ihn ohne etwas zu sagen ganz langsam die Hose von Tom an. Jedes einzelne Bein steckt er ganz ruhig in ein Hosenbein. Tom ist längst zurückgekommen und steht hinter seinen Papa und beobachtet ihn dabei. Als der Papa fertig ist ruft er begeistert: "Hokuspokus - heute hat der Simon deine Hose an!" und lacht: "Möchtest du Simon auch mal die Hose anziehen oder versuchen selbst hineinzuschlüpfen?" Tom will es gleich bei sich selbst probieren und mit ganz wenig Unterstützung von Papa klappt es auch schon. Am Ende lacht er und ruft laut "Popuspopus". Nach einer Woche kann Tom ganz alleine seine Hose anziehen und der Streß vor dem Start in die Kinderkrippe ist vergessen."
Dies ist nur ein kleines Beispiel und ein kurzer Einblick in den Bereich der ermutigenden und selbstständigkeitsorientierten Kindererziehung. Es gibt viele tolle Bücher, Onlineseiten und vieles mehr, wo man Ideen und Anregungen für diese Lebensnahen Bereiche finden kann. Bei uns in den Bewegungsspielgruppen können ebenso viele Lebenspraktische Spielideen erprobt werden und im Austausch entstehen neue Ideen, um kleine alltägliche Stresssituationen in Luft aufzulösen.
Eure Manuela