Im Laufe der Entwicklung entstehen im Nervensystem Reflexe die für einen gewissen Zeitraum hilfreich sind. Oft stellen sie notwendige Vorläufer für weitere Entwicklungsschritte dar. Beim Baby sind diese Reflexe, ihr auftreten und allmähliches verschwinden, wichtige Bestandteile der Bewegungsentwicklung. Reflexe können nicht willkürlich beeinflusst werden. Sie sind angeborene Reaktionen auf bestimmte innere und äußere Reize. Bei Babys sind diese Reflexe unterschiedlich start ausgeprägt.
Für die frühen Reflexe spielen Schwangerschaft, der Geburtszeitpunkt und -verlauf eine wesentliche Rolle. Wenn ein Reflex ungestört zum richtigen Zeitpunkt genutzt werden kann z.B. bei einer normalen Spontangeburt, dann ist das die beste Voraussetzung für sein angemessenes zurücktreten im weitern Entwicklungsverlauf. Werden Geburtsreflexe nicht genutzt z.B. bei einem Kaiserschnitt oder bei einer sehr langen Geburtsphase überdurchschnittlich lang gefordert, wirken sie oft lange nach.
Ich erkläre das hier mal an drei Beispielen:
Asymmetrische tonische Nackenreflex (ATNR)
Der ATNR entsteht in der 18. Schwangerschaftswoche und ist bei der Geburt vollständig vorhanden. Mit etwa sechs Monaten sollte er dann vollständig gehemmt sein. Im Mutterleib hat dieser Reflex die Aufgabe Arme und Beine zu trainieren. Während der Geburt trägt er zur letzten Drehung bei damit die Schultern des Babys geboren werden können. In den ersten Lebensmonaten trainiert er die Augen im Zusammenspiel mit den Händen und hilft dem Baby in der Bauchlage frei zu atmen. Etwa ab dem siebten Monat braucht das Baby den Reflex nicht mehr. Bleibt er bestehen stört er beim Drehen und beim Krabbeln lernen.
Spätfolgen eines nicht gehemmten ATNR können sich darin zeigen, daß Kinder Buchstaben verwechseln, Zahlen verdrehen und Leseschwierigkeiten haben. Manche entwicklen auch Probleme gleichzeitig schrieben, zuhören und verstehen zu können. Diese Aufzählung ist noch viel länger, aber für unseren Bereich jetzt nicht so relevant.
Der Moro-Reflex
Der Moro Reflex ist ein Schreckreflex, der vor allem durch laute Geräusche, helles Licht und schnelle Lagewechsel ausgelöst wird. Genaueres könnt ihr im Blogartikel zum Moro Reflex nachlesen.
Heute sind immer häufiger Kinder zu beobachten bei denen dieser Reflex überdurchschnittlich leicht auslösbar ist, manchmal auch ohne erkennbare Außenreize.Dies spielt bei der Entstehung von chronischer Unruhe bei Babys eine große Rolle. Um diesen Babys mehr Ruhe und Gelassenheit zu ermöglichen können Eltern spezielle Beruhigung- und Entspannungstechniken erlernen. Im Laufe der Zeit werden diese zur Abschwächung des Reflexes beitragen. Unterstützung findet ihr dazu in meinem Coachingangebot.
Tonische Labyrinth Reflex rückwärts und vorwärts (TLRr und TLRv)
Dieser entsteht ab der zwölften Schwangerschaftswoche und durch ihn verändert sich Muskeltonus und Körperhaltung in Abhängigkeit von der Kopfbewegung nach vorn oder hinten. Er wird aufgeteilt in den TLR vorwärts und TLR rückwärts. Eltern bemerken die Auswirkung des Reflexes häufig dadurch, dass sich ihr Baby beim Tragen vom Körper der Eltern wegstemmt. Diese Reaktion verunsichert oft, da es uns nicht einlädt das Baby zu halten, wenn es sich nicht anschmiegt.
Ein Überstrecken in den ersten Lebenswochen ist nicht ungewöhnlich. Häufig lösen Geburtserinnerungen dies aus oder momentane Anspannungen der Eltern werden vom Baby gespiegelt. Sollte das Baby diese Position aber häufiger zeigen und dies z.B. beim Stillen oder Einschlafen stören, dann können entsprechende Positionen und Griffe helfen diese hohe Spannung aufzulösen.
Bleiben Restreaktionen des TLR erhalten so stören sie im Verlauf des Lebens die Funktion des Gleichgewichtssystems. Dies stellt bei einigen Kindern die Ursache für motorische Unruhe dar und sie können nicht aufmerksam sein.
Reflexe sind Bewegungen, die durch einen Auslöser in Gang gesetzt werden und autonom ablaufen. Sie unterliegen nicht unserem Willen. Wie schon oben gesagt sind sie von Kind zu Kind unterschiedlich ausgeprägt und unterschiedlich leicht auflösbar. Beruhigende Positionen und gute Tragehaltungen sind besonders gut geeignet, ein aufgeregtes Baby zu beruhigen. Ein großes Repertoire bekommt ihr in unseren Entwicklungsbegleitungskursen gezeigt oder ihr nutzt mein Angebot der Frühen Emotionalen Hilfen
Auch bindungsstärkende Körperarbeit hat einen positiven Einfluss darauf, dass frühkindliche Spannungszustände, sowie frühkindliche Reflexe besser und schneller abgebaut bzw. integriert werden können.
Eine Bindungsperson wird vom Baby als sicherer emotionaler Hafen erlebt, wenn es dort angemessene Berührungserfahrungen und Feinfülligkeit erlebt. Um eine stabile Basis zu entwickeln braucht das Baby sicheren körperlichen Halt und liebevolle Berührungserfahrungen. Welche Möglichkeiten habe ich um die Spannungsspirale zu durchbrechen, wenn das Baby weint und schreit? Kann ich mich in diesem Moment noch selbst wahrnehmen. und bin in der Lage die Stresssituation zu unterbrechen?
Gelingt es uns durch Achtsamkeit und die Konzentration auf das Wesentliche selbst in eine innere Ruhe zu kommen, werden wir für unser Baby wieder als bindungsstärkender Hafen zur Verfügung stehen.
Eine frühe Intervention ist besser als ein Abwarten und Hoffen darauf, dass sich Störfaktoren von selbst auflösen werden.
Eure Manuela