Bei unseren Babys beobachten wir in den ersten Lebenswochen oft eine starke körperliche Reaktion bei Reizen jeglicher Art. Wir sehen ein plötzliches Zusammenzucken des Kindes und häufig folgt ein lautes unerwartetes Schreien. Schauen wir genau hin, dann sehen wir ein ruckartiges Strecken der Arme, ein Spreizen der Finger und ein Öffnen des Mundes. Danach wird die Handbewegung schnell wieder rückgängig gemacht und endet in einer Faust.
Bei einer starken Reaktion beugen sich auch noch die Beinchen und die Hüfte. Auslöser dafür ist der Moro Reflex. Er entsteht bereits in der neunten Schwangerschaftswoche und ist bei der Geburt des Babys vollständig vorhanden. Dieser Reflex ist überlebenswichtig für unsere Kinder. Scheinbar ermöglicht er auch den ersten Atemzug nach der Geburt, da er einen erheblichen Anteil an der Entwicklung des kindlichen Atemmechanismus im Mutterlaib hat.
Der MoroReflex ist durch alle Wahrnehmungskanäle auslösbar. Beispielsweise durch eine Änderung der Kopfhaltung (vestibular - Gleichgewichtsorgan im Innenohr) oder durch Geräusche (auditiv). Auch unerwartete Lichtwechsel (visuell) oder Schmerz, Temperaturveränderungen und unsanfte Berührungen können ihn auslösen. Somit ist der Moro Reflex eine unwillkürliche Reaktion. Seine Rolle in den ersten Lebensmonaten besteht darin "Alarm zu schlagen" bei bedrohlichen Situationen.
Bei manchen Babys wird der Moro Reflex auch beim Übergang in die Tiefschlafphase ausgelöst. Dadurch wird das Kind nach kurzer Zeit wieder wach und findet nicht in einen längeren erholsamen Schlaf. Manchen ganz kleinen Babys hilft in dieser Zeit das Pucken. Dabei wird es fest in ein Tuch gewickelt, um das Zusammenzucken zu verhindern. Diese Methode wird immer wieder kontrovers diskutiert. Auf jeden Fall kann dies nur eine kurzfristige Lösung sein, denn euer Baby muss im Laufe der Zeit seine eigene Schlafposition herausfinden um gut schlafen zu können.
Der Moro Reflex hemmt sich im Alter von 2-4 Monaten, da euer Baby von außen kommende Sinneseindrücke immer besser verstehen kann. Darum gebe ich euch in den ersten PEKiP-Kursstunden viele Anregungen für ein aktives bewegungsorientiertes Aufnehmen, Tragen und Ablegen eures Babys. Die Lageveränderungen und Berührungen werden so für dein Kind einschätzbar. Es entsteht eine geringere Erregung des Nervensystems. Somit fördern diese kleinen Anregungen und Spiele nicht nur das wichtige Gleichgewichtsgefühl euer Babys, sondern auch die Integration der Moro Reaktion.
Eure Manuela